Natur- und Vogelschutzverein
Seuzach und Umgebung
Spiessente
Die Spiessente (Anas acuta) ist eine Art aus der Familie der
Entenvögel (Anatidae), die im Norden Eurasiens und
Nordamerika weit verbreitet ist. In Mitteleuropa brütet
diese Art nur unregelmässig und verhältnismässig selten.
Sie ist hier überwiegend Durchzügler und Wintergast und
hält sich von September bis April vor allem im Tiefland und
in den Küstenregionen auf.
Die Spiessente ist etwas kleiner als eine Stockente. Der Erpel
weist im Prachtkleid einen langen und spitz ausgezogenen
Schwanz auf, der zu dem Namen Spiessente geführt hat.
Das Weibchen hat ganzjährig ein hellbraunes Federkleid, bei
dem die einzelnen Federn des Deckgefieders breit grau gesäumt sind.
Spiessenten sind Brutvögel der offenen Niederungslandschaften, die grössere, stehende Binnengewässer und Überschwemmungsflächen aufweisen. Das Nest wird am Boden gebaut und befindet sich häufig in einiger Entfernung von offenen Wasserflächen. Spiessenten ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen, die sie gründelnd aufnehmen. Ausserhalb der Brutzeit bilden Spiessenten häufig grosse Schwärme. Im Wolgadelta bestehen diese Schwärme gelegentlich aus 150.000 bis 300.000 Individuen. Die Art gilt als nicht bedroht.
Körpermasse und Federkleid
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Die Spiessente wirkt sehr schlank und weist einen auffallend langen und dünnen Hals auf. Erpel erreichen ausgewachsen eine Körperlänge von 59 bis 76 Zentimeter. Ihr Körpergewicht liegt in einer Bandbreite von 550 bis 1300 Gramm und beträgt im Durchschnitt etwa 850 Gramm. Die durchschnittliche Flügellänge beträgt bei Männchen etwa 27,5 Zentimeter. Weibchen sind mit einer Körperlänge von 51 bis 64 cm und einer Flügellänge von 26 cm etwas kleiner und mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 735 g (400–1200 g) auch leichter als die Männchen. Ihr Gewichtsminimum weisen Spiessenten in der Regel im Februar eines Jahres auf; das Gewichtsmaximum wird von Erpeln im Oktober und von Weibchen im August erreicht.
Im Prachtkleid sind die Männchen an Kehle, vorderem Unterhals und den Kopfseiten dunkelbraun gefärbt. Der Oberkopf unterscheidet sich von den anderen Kopfpartien durch eine nochmals dunklere Färbung. In der Nackenmitte verläuft ein fast schwarzes Längsband. Der Schnabel ist blaugrau. Ein schmaler weißer und deutlich abgegrenzter Keil reicht an den hinteren Kopfseiten bis etwa zur Schnabelhöhe. Aufgrund dieser charakteristischen Kopfzeichnung sind die Erpel der Spiessente eindeutig von anderen Entenarten im Verbreitungsgebiet unterscheidbar.
Die Brust und die untere Hälfte des Vorderhalses sind weiß. Die großen Schulterfedern sind stark verlängert und weisen einen breiten, weissgelblichen bis hellbräunlichen Saum auf. Die Flanken sind schmal dunkelgrau-weiss gebändert, die Körperunterseite ist weiß. Vor den scharf abgesetzten, schwarzen Unterschwanzdecken findet sich eine weißgelbliche bis hellbräunliche Federpartie. Die langen und spitz ausgezogenen Schwanzfedern weisen eine Länge von bis zu zehn Zentimeter auf. Die mittleren Steuerfedern sind schwarz; die an die mittleren Steuerfedern anschliessenden weisen eine schwarze Aussenfahne auf, die Innenfahnen sind dagegen braubraun mit hellbräunlichen Rändern. Die aussenliegenden Steuerfedern sind aussen dunkel und innen hell braungrau. Im Ruhekleid ähnelt der Erpel dem Weibchen. Einzelne Erpel weisen am Rücken, an den Schultern sowie am Bürzel einzelne schwarzgraue Federn mit einer groben graubraunen und weissen Querwellung auf. Die mittleren Steuerfedern sind beim Männchen auch im Ruhekleid leicht verlängert. Der Wechsel ins Ruhekleid beginnt beim Männchen etwa ab Juni. Die Umfärbung ins Prachtkleid beginnt im Dezember und ist meist im Januar bis Februar abgeschlossen.
Ausgewachsene Weibchen haben ein hellbraunes Gefieder. Das Deckgefieder ist breit grau gesäumt. Sie weisen dadurch insgesamt einen ausgeprägteren Grauton als die Weibchen anderer Arten aus der Gattung der Eigentlichen Enten auf. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind der lange Hals und der lange, graue bis bläulich-hornfarbene Schnabel, der im Vergleich zur Stockente deutlich schmaler ist. Wie beim Männchen haben auch die Beine eine graue bis graublaue Farbe. Die Schwimmhäute sind schwärzlich. Bei beiden Geschlechtern ist die Iris braun.
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Erscheinungsbild von Jungvögeln und Küken
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Noch nicht ausgewachsene Spiessenten ähneln in ihrem Jugendkleid dem Weibchen. Bei ihnen ist allerdings die Bauchseite gefleckt, während adulte Weibchen ein fast einfarbiges Bauchgefieder aufweisen. Die Federn auf der Körperoberseite weisen bei Jungvögeln einen schmäleren grauen Saum auf. Dadurch wirken Jungvögeln insgesamt etwas dunkler als die ausgewachsenen Weibchen. Junge Erpel wechseln in ihrem ersten Winter erstmals in das Prachtkleid. Einzelne Federpartien auf der Körperoberseite und die äusseren Steuerfedern bleiben dabei noch unvermausert. Die mittleren Steuerfedern erreichen noch nicht die Länge, wie sie für adulte Erpel charakteristisch ist.
Die Küken der Spiessenten gleichen in ihrem Dunenkleid denen der Stockenten. Der Oberkopf und der Rücken sind olivbraun. Ein heller Längsstreifen verläuft beiderseits des Mittelrückens von den Flügeln bis zu den Schwanzseiten. Das rahmbraune Gesicht der Küken ist von einem dunklen Augen- und Backenstreifen durchzogen. Die Körperunterseite der Küken ist rahmweiss bis blassbraun. Der Schnabel ist bleigrau; die Füsse sowie die Beine sind hellgrau bis grünlichgrau. Bereits nach der zweiten Lebenswoche wird das Zeichnungsmuster des Dunenkleides zunehmend undeutlicher. Dreiwöchige Spiessenten haben an Schulter, Flanken und Schwanz bereits gut erkennbare, etwa 1,3 Zentimeter lange Federn. In einem Alter von etwa sechs Wochen sind die Spiessenten voll befiedert. Reste der Dunenfedern finden sich noch am Hals, Rücken, Bürzel und Flügel. Mit etwa sieben Wochen sind die Jungenten flugfähig.
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Fortbewegung
Spiessenten können an Land geschickt laufen. Im Wasser liegen sie relativ hoch, so dass der größte Teil des Körpers und der Schwanz sichtbar sind. Die langen Steuerfedern weisen bei schwimmenden Männchen leicht schräg nach oben.
Der Flug der Spiessenten ist sehr schnell. Die Flügel sind dabei im Unterschied zu den meisten anderen Entenarten leicht nach hinten zurückgebogen. Wegen der schlanken Körperform und den verhältnismässig langen und schmalen Flügeln bezeichnet die Ornithologin Janet Kear das Flugbild der Spiessenten als „nahezu möwengleich“. Beim Erpel sind im Flug sehr gut die bronzegrünen und rotbraunen Flügelspiegel sichtbar, die an ihrem vorderen Ende mit einem braunen und an ihrem hinteren Ende mit einer schwarz weißen Binde gefasst sind. Beim Weibchen sind diese Flügelspiegel weniger gut zu erkennen. Zu den eindeutigen Feldkennzeichen fliegender Spiessenten gehören neben der langgestreckten Körperform ausserdem der schmale helle Hinterrand der Flügel und der dünne Hals. Fliegen Spiessenten vom Wasser auf hoch, so benötigen sie keine Laufphase, sondern starten relativ steil aus dem Wasser. Beim Landen im Wasser strecken sie die Füsse weit nach vorne.
Stimme
Die Stimmäusserungen beider Geschlechter sind wenig auffällig. Weibchen der Spiessente lassen ihre Stimme darüber hinaus nur selten hören. Ihr Ruf erinnert an das Quaken der weiblichen Stockente und fällt wie bei dieser in der Tonhöhe leicht ab. Der Schreckruf aufgescheuchter Weibchen ist ein in der Tonhöhe dunkles croak. Balzende oder erregte Erpel der Spiessente äussern ein leises, nasales wä-glück-hä oder krlük. Dabei wird der Hals zunächst gestreckt und dann wieder eingezogen. Diese Rufe ähneln der der Krickente. Die der Spiessente sind allerdings in ihrer Tonhöhe etwas tiefer und gedämpfter. Spiesserpel, die sich gestört fühlen, lassen ausserdem ein leises und nasal klingendes wrä wrä wrä... hören.
Verbreitung
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Die holarktisch verbreitete Spiessente ist die am weitesten im Norden brütende Gründelente. Ihr Brutgebiet, dessen Verbreitungsgrenzen in Eurasien zwischen den Juli-Isothermen von 6 und 23 °C, in Nordamerika sogar bis 28 °C liegt, erstreckt sich bis in die arktische Tundra hinein. Sie ist dort die häufigste Entenart. In geeigneten arktischen Habitaten brüten bis zu 5 Brutpaare je Quadratkilometer. Im Mackenzie-Delta, das den Lebensraumanforderungen der Spiessenten besonders entspricht, wurden sogar bis zu 8,8 Brutpaare je Quadratkilometer gezählt.
Verbreitung weltweit: hellgrün – Brutgebiet; blau – Überwinterungsgebiet; dunkelgrün – ganzjährig
Europäische Verbreitung: hellgrün – Brutgebiet; blau – Überwinterungsgebiet; dunkelgrün – ganzjährig
Das Verbreitungsgebiet der Spiessenten erstreckt sich insgesamt etwa über eine Fläche von 10 Millionen
Quadratkilometer und ist damit das grösste aller Entenvögel. Es reicht von den Küstenregionen Islands, der Nordspitze Irlands und Grossbritanniens über Eurasien bis nach Kanada, Alaska, den Mittleren Westen der USA und dem Südwesten Grönlands. Im Westen Europas finden sich einige vorgeschobene, teils nur sporadisch besetzte Brutplätze in der Camargue, in Südspanien und im Po-Delta. Etwa 90 Prozent des europäischen Brutbestands brütet auf russischem Gebiet. In Deutschland sind Spiessenten
dagegen verhältnismässig seltene Brutvögel. Der Brutbestand wird auf etwa 300 Paare geschätzt. Die meisten brüten in der norddeutschen Tiefebene. Brutvorkommen gibt es auch in der ungarischen Tiefebene und daran anschliessend vereinzelt auch im Osten Österreichs.
In einigen Regionen des Verbreitungsgebietes ist die Spiessente ein Standvogel. Dazu gehören Grossbritannien und der Nordwesten der USA. Die überwiegende Zahl der Spiessenten überwintert in Regionen, die südlich des Brutgebietes liegen. Bezogen auf ihre Überwinterungsplätze weisen sie eine hohe Standorttreue auf.
Nordamerikanische Brutvögel überwintern zum grössten Teil südlich des 40. nördlichen Breitengrades. Ihr Überwinterungsgebiet erreicht in Panama fast den Äquator. Eine besonders hohe Zahl überwinternder Spiessenten findet sich in Kalifornien sowie in der Küstenregion von Mexiko und dem US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. In Afrika reichen die Überwinterungsgebiete eurasischer Brutvögel bis nach Tansania, Nigeria, Mali und Senegal. In Asien überwintern Teile der Populationen auch im tropischen Südasien. Sie ziehen teilweise bis nach Sri Lanka und Borneo. Irrgäste erreichen gelegentlich auch Mikronesien, Polynesien und Neuguinea. Ein Erpel der Spiessente wurde im Juli 1985 nordöstlich von Perth, Australien beobachtet.
Nicht alle Spiessenten ziehen weit nach Süden. Im Westen Europas zählen die Atlantikküste Frankreich sowie Grossbritannien und Irland zu den wichtigen Überwinterungsquartieren. Auch in den Niederlanden finden sich im Januar tausende von Spiessenten. Zu den Überwinterungsquartieren zählt auch der Mittelmeerraum. Hier finden sich im Winter Spiessenten von Südspanien und Marokko bis ins Nildelta. Eine kleine Anzahl von Spiessenten überwintert auf pazifischen Inseln. In Hawaii finden sich jährlich einige hundert Vögel auf, die dort den Winter auf überfluteten
Niederungsflächen verbringen.
Eine Reihe von Beringungsfunden belegt eine Vielzahl von Ozeanüberquerungen für Spiessenten, wobei Pazifiküberquerungen häufiger vorkommen als Überquerungen des Atlantiks. Die auf Hawaii überwinternden Vögel brüten im Osten Russlands. In Japan beringte Spiessenten wurden im Osten der USA wiedergefunden. Die Flugleistungen der Spiessenten sind dabei beeindruckend. Eine im kanadischen Labrador beringte Spiessente wurde neun Tage später von einem Jäger in Grossbritannien geschossen. Anhand der Beringungsfunde konnte man bei einer anderen Spiessente nachweisen, dass sie über Nacht 560 Kilometer zurückgelegt hatte.
Lebensraum
Spiessenten sind grundsätzlich Brutvögel offener Landschaften. Bewaldete Regionen werden von ihnen gemieden. Der Aktivitätsraum eines Spiessentenpaares umfasst etwa 500 Hektar, wobei es sowohl intra- wie interspezifische Überlappungen im Aktivitätsraum gibt.
Der Lebensraum der Spiessenten umfasst während der Brutzeit ausgedehnte Moore, Feuchtwiesen, Sümpfe, Überschwemmungszonen grösserer Flüsse sowie Seengebiete, wobei sie verlandende und vegetationsreiche Gewässer bevorzugen. Sie zählen zu den charakteristischen Brutvögeln der arktischen und subarktischen Tundra. Die Aufzuchtzeit ihrer Jungen fällt dort in die kurzen Sommerperiode mit einem reichen Angebot an Insekten und proteinreicher Pflanzennahrung. In ihrem südlichen Brutgebiet zählen auch dünn bewaldete Waldsteppen zum Brutgebiet, sofern diese genügend offene Wasserflächen aufweisen. Spiessenten sind Lebensraumopportunisten, die geeignete Brutreviere schnell besiedeln: Untersuchungen im US-amerikanischen Bundesstaat North Dakota zeigen, dass Spiessenten Teiche als Brutrevier nutzen, die für das Weidevieh als Tränke neu angelegt wurden. Dabei wiesen Teiche mit einer Grösse zwischen 0,4 und 0,8 Hektar die höchste Brutdichte auf.
Während der Mauser bevorzugen Spiessenten kleine, freiliegende Wasserflächen im Röhricht nahrungsreicher Seen. Spiessenten sind in dieser Zeit sehr gesellige Vögel. Grosse Mauserschwärme von Spiessenten finden sich unter anderem an den grossen Seen Kasachstans und im Mündungsgebiet der Wolga. Weitere Mauserplätze mit Massenansammlungen von Spiessenten finden sich auch in den Waldsteppen- und Tundrenzonen Westsibiriens wie etwa am Unterlauf des Ob und des Jenissej. An den Mauserplätzen treffen zunächst die Erpel ein, die sich am Brutgeschäft nicht beteiligen sowie die Weibchen, die erfolglos oder überhaupt nicht gebrütet haben. Die anderen Weibchen gesellen sich später mit den flügge gewordenen Jungvögeln hinzu, sobald sie im Brutrevier die Mauser durchlaufen haben. Zwischen 150.000 und 300.000 Spiessenten sind dann im Spätsommer in dieser Region anzutreffen. Dabei vergesellschaften sie sich auch mit anderen Entenarten. Der Beginn des Weiterzuges in die Winterquartiere ist abhängig von der jeweiligen Verbreitungsregion. Er beginnt in Kasachstan bereits Mitte August. Während des Zuges halten sie sich auch in Flussmündung, Brackwasserzonen, Haffs und Lagunen auf.
Fortpflanzung
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Beide Geschlechter erreichen ihre Fortpflanzungsfähigkeit am Ende ihres ersten Lebensjahres. Der grösste Teil der Weibchen brütet allerdings erstmals gegen Ende des zweiten Lebensjahres. Die Paarbildung beginnt bereits während des Winterzuges zurück in die Brutgebiete. Brutpaare kommen immer nur für eine Brutperiode zusammen.
Der Erpel umwirbt das auf dem Wasser schwimmende Weibchen, indem er sich hier mit gesenkten Kopf und angehobenen Schwanzfedern nähert. Dabei lässt er fortwährend seine Balzrufe erklingen. Die Paarung findet auf dem Wasser statt. Das Weibchen signalisiert seine Paarungsbereitschaft, in dem es tiefer mit seinem Körper ins Wasser eintaucht. Das Männchen reagiert darauf mit einem erregten Kopf-Aufstossen, bei dem der Kopf bei waagrecht gehaltenem Schnabel hochgereckt wird, und besteigt schliesslich das Weibchen. Während der Paarung fasst der Erpel mit dem Schnabel die Federn am Hinterkopf der Partnerin. Nach der Paarung ruft der Erpel mit zurückgelegtem Kopf erneut.
Gelegentlich sind bei Spiessenten sogenannte Reihflüge zu
beobachten, bei denen zwei oder mehr Erpel hinter einem
einzelnen Weibchen herfliegen. In Phasen einer noch
stattfindenden Paarbildung kommt es zu solchen Reihflügen,
wenn mehrere Erpel ein Weibchen bedrängen, das Weibchen
auffliegt und die Männchen ihm folgen. Ausserdem sind sie
gelegentlich zu beobachten, wenn ein bereits verpaarter Erpel
das Nistgebiet gegen ein anderes Paar verteidigt und dem Paar
fliegend bis zur Reviergrenze folgt.
Die Brutzeit liegt zwischen April und Juni und beginnt
unmittelbar nach dem Frostaufbruch der Brutgewässer. Die
Zeitdauer, die zwischen Ankunft im Brutgebiet und dem
Brutbeginn liegt, ist abhängig von der jeweiligen
Verbreitungsregion. An der Südgrenze des Brutareals
verstreichen in der Regel 35 bis 40 Tage, bis ein Weibchen
mit der Eiablage beginnt. Je nördlicher das Brutgebiet liegt,
desto kürzer wird diese Zeitspanne. In der Region um Tobolsk beginnt die Eiablage 15 bis 20 Tage nach Ankunft des Weibchens. Auf dem Jamal liegt dieses Intervall bei fünf bis zehn Tagen.
Das Nest wird nur vom Weibchen am Boden gebaut. Es befindet sich in der Regel in der Riedzone auf einer trockenen Erhebung. Vor allem in Steppen- und Trockenrasenregionen brüten Spiessenten mitunter auch in einer Entfernung vom Wasser, die mehrere Kilometer betragen kann. Die meisten Nester finden sich jedoch nicht mehr als 100 Meter vom nächsten Gewässer entfernt. Das flache Nest besteht aus Pflanzenmaterial und ist mit Daunen ausgepolstert. Ein Gelege besteht aus acht bis zwölf hellgrünen Eiern. Das Weibchen legt etwa ein Ei pro Tag. Die Eigrösse beträgt etwa 55 bis 28 Millimeter. Ein durchschnittliches Ei wiegt 45 Gramm, wobei sieben Prozent des Gewichts auf die Schale entfallen. Wird das Gelege zerstört, ist das Weibchen bis etwa Ende Juli in der Lage, ein Ersatzgelege zu legen.
Brut und Aufzucht der Jungen erfolgt allein durch das Weibchen. Die Erpel halten sich zunächst noch in Nestnähe auf. Mit dem Fortschreiten der Brutperiode wird die Paarbindung zwischen Erpel und Weibchen zunehmend lockerer. Die Erpel schliessen sich zunehmend anderen Erpeln an und ziehen schliesslich in Richtung der Mauserplätze ab. Das Weibchen bebrütet das Gelege etwa 22 bis 24 Tage. Die frisch geschlüpften Dunenküken werden nach dem Schlupf vom Weibchen zum nächsten Gewässer geführt, wo sie die ersten Wochen von Insekten leben, die sie von der Wasseroberfläche abpicken. Die Küken sind nach 46 bis 47 Tagen flügge. Sie verbleiben allerdings in der Regel bei dem Muttervogel, bis dieser die Mauser vollständig durchlaufen hat.
Etwa zwei von vier geschlüpften Küken überleben die ersten zwei Lebenswochen. Nur jedes vierte Küken dagegen wird auch flügge. Das maximale Lebensalter, das für eine Spiessente bislang nachgewiesen werden konnte, beträgt 27 Jahre und fünf Monate. Die durchschnittliche Lebensspanne einer Spiessente liegt allerdings deutlich darunter. Detaillierte Untersuchungen fehlen jedoch. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das durchschnittliche Lebensalter einer Spiessentenpopulation ähnlich wie bei der Stockente zwei Jahre beträgt.
Ernährung
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Spiessenten ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen, die sie im flachen Wasser gründelnd aufnehmen. Die jeweilige Nahrungszusammensetzung ist dabei abhängig vom örtlichen Nahrungsangebot. Wie für Gründelenten charakteristisch, stehen sie bei der Nahrungssuche häufig mit Kopf nach unten im Wasser und halten durch leichte Beinbewegungen das Gleichgewicht. Auf Grund des langen Halses können Spiessenten auch noch Nahrungsbestandteile aufnehmen, die sich 30 Zentimeter unterhalb der Wasseroberfläche finden. Spiessenten nutzen daher Wasserzonen, die ausserhalb der Reichweite anderer Gründelenten wie etwa der Krick- oder Stockente liegen. Auch in ganz flachem Wasser wird der Kopf und der Hals bei der Nahrungssuche ganz eingetaucht und das Bodensediment durchsucht. Die Nahrungsaufnahme erfolgt überwiegend am Abend und in der Nacht. Den überwiegenden Teil des Tages verbringen die Spiessenten ruhend.
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Pflanzenmaterial wie Samen und Rhizomen von Wasserpflanzen. Gelegentlich suchen Spiessenten auch an Land nach Wurzeln, Getreidekörnern und anderen Samen. Dieses Verhalten ist aber bei anderen Enten der Anas-Gattung ausgeprägter. Zu den landwirtschaftlichen Feldfrüchten, die von Spiessenten gefressen werden, zählen unter anderem Weizen, Gerste, Hirse, Buchweizen sowie Reis.
Abweichend von der tendenziell eher vegetarischen Nahrungsweise nehmen Weibchen während der Brutzeit einen hohen Anteil tierischer Nahrung zu sich. Vor dem Legen der Eier beträgt dieser Anteil 56 Prozent; er steigt während der Legephase auf 77 Prozent und fällt danach auf 29 Prozent. Bei nicht eierlegenden Weibchen liegt der Anteil tierischer Nahrung dagegen nur bei 4,6 Prozent. Die tierische Nahrung von Spiessenten besteht überwiegend aus den Larven verschiedener Wasserinsekten sowie Mollusken, Flohkrebsen und Wenigborstern. Steht den Weibchen tierische Nahrung in nicht ausreichendem Masse zur Verfügung, so hat dies Auswirkungen auf die Gelegegrösse. Weibchen, die in dieser Zeit ausschliesslich Weizen zum Fressen erhielten, hatten ein Gelege, das um bis 46 bis 50 Prozent kleiner war.
Fressfeinde und Krankheiten
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Gelege und Küken der Spiessenten sind durch Raubsäuger wie Füchse und Dachse und durch Vögel wie Möwen, Krähen und Elstern gefährdet. Ausgewachsene Spiessenten können sich in der Regel der Nachstellung von Raubsäugern durch Auffliegen entziehen. Brütende Spiessentenweibchen werden jedoch am Nest häufig von grossen Raubsäugern wie etwa dem Rotluchs oder dem Rotfuchs überrascht. Einige Greifvögel wie etwa der Habicht sind in der Lage, Spiessenten auch am Boden zu schlagen. Einige Falken, darunter insbesondere der Gerfalke, sind ausreichend schnell und kräftig, um auch fliegende Spiessenten zu erjagen.
Spiessenten werden von einer Reihe von Parasiten befallen. Dazu gehören Kryptosporidien, Giardien, Bandwürmer und Federlinge. Auch andere Vogelerkrankungen treten bei der Spiessente auf. Es ist häufig die Art mit der höchsten Mortalitätsrate, wenn unter Wassergeflügel Botulismus oder Geflügelcholera ausbricht. Spiessenten können ausserdem an der Vogelgrippe H5N1 erkranken.
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Bestand
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Die Spiessente ist eine der Arten, die unter das Agreement on the Conservation of African-Eurasian Migratory Waterbirds (AEWA) fällt, sie hat aber keinen speziellen Schutzstatus im Rahmen der CITES-Vereinbarungen.
Die weltweite Population wird aktuell auf 6,1 bis 7,7 Millionen Individuen geschätzt. Die IUCN geht davon aus, dass die Population in den letzten Jahren beziehungsweise in den letzten drei Generationen nicht mehr als 30 Prozent
abgenommen hat. Dementsprechend wird die Art von der IUCN als least concern oder nicht bedroht eingestuft.
Die am besten dokumentierten Bestandszahlen liegen für Nordamerika vor. Sie belegen, dass die Art insgesamt starken Populationsschwankungen unterworfen ist: In Nordamerika ging die Brutpopulation zwischen 1957 bis 1964 von ursprünglich 10 Millionen Individuen auf 3,5 Millionen zurück. Wichtigste Ursache des Rückgangs war neben einer lang anhaltenden Dürre in den Präriegebieten eine Reihe von Krankheitsepidemien, von denen Spiessenten stark betroffen waren. Der Bestand erholte sich bis 1969 wieder auf 5,9 Millionen Individuen und blieb in den 1970er Jahren mit etwa
5,6 Millionen Individuen stabil. 1988 lag der nordamerikanische Bestand allerdings nur noch bei zwei Millionen Spiessenten. Nach den Untersuchungen kanadischer und US-amerikanischer Behörden zählen zu den Ursachen für den Bestandseinbruch eine jagdliche Übernutzung, Lebensraumverlust und klimatische Einflüsse. In den zwei Botulismus-Epidemien des Jahres 1997, denen in Kanada und den USA etwa 1,5 Millionen Wasservögel zum Opfer fielen, waren Spiessentenbestände erneut besonders stark betroffen. 1999 lag die Brutpopulation um etwa 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch die eurasischen Brutbestände gehen offenbar zurück. Dies wird vor allem an der Zahl überwinternder Spiessenten festgemacht: Während die Zahl der im westlichen Afrika überwinternden Spiessenten mit 1,2 Millionen in den letzten dreissig Jahren stabil blieb, geht die sich im Winterhalbjahr im Nordwesten Europas aufhaltende Population an Spiessenten leicht zurück. Die Zahl der im Schwarzen Meer sowie im östlichen Mittelmeerraum überwinternden Spiessenten sinkt dagegen jährlich um durchschnittlich 6,4 Prozent. Für andere Überwinterungsgebiete liegen keine ausreichenden Zahlen vor, um daraus auf die Entwicklung des Bestandes zu schliessen.
In ihrer Wertung der zukünftigen Bestandsentwicklung geht die Ornithologin Janet Kear davon aus, dass die Populationszahlen der Spiessente zukünftig weiter zurückgehen werden. Die traditionellen Überwinterungsplätze sind durch eine fortschreitende industrielle Entwicklung bedroht. In Nordamerika ging die Brutpopulation der Präriegebiete trotz Schutzmassnahmen durch den Verlust von Lebensraum drastisch zurück. Ein Forschungsteam, das im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der RSPB die zukünftige Verbreitungsentwicklung von Vögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis und geht davon aus, dass es bei der Spiessente bis zum Ende des 21. Jahrhunderts auf Grund der Klimaerwärmung zu einem weiträumigen Verschwinden in West-, Nord- und Mitteleuropa kommen wird. Das Verbreitungsgebiet wird sich nach dieser Prognose deutlich verkleinern und nach Norden verschieben.
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Spiessenten und Menschen
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Wegen ihrer Wachsamkeit und ihres schnellen Fluges sind Spiessenten für den Jäger keine leicht zu erlegende Beute, was aber für viele Jäger den Reiz der Jagd auf sie erhöht. Ihrem Fleisch wird ausserdem eine gute Qualität nachgesagt. Fast im gesamten Verbreitungsgebiet wird sie vom Menschen bejagt. In Deutschland machen Spiessenten weniger als 10 Prozent der erlegten Entenarten aus, wobei der Jagd nahezu ausschliesslich Durchzügler zum Opfer fallen. In Österreich zählt die Spiessente nicht zum jagdbaren Federwild. In den USA und in Kanada ist die Spiessente dagegen ein jagdlich wichtiges Federwild. Obwohl die Spiessente zu den häufigsten Entenarten weltweit zählt, hat dort die Jagd und andere den Bestand beeinflussende Faktoren zu Populationsrückgängen geführt, so dass diese Art zeitweise unter Schutz gestellt beziehungsweise die Bejagung eingeschränkt wurde. Eine lokale jagdliche Übernutzung kann sich auf die Bestandszahlen eines sehr grossen Verbreitungsgebietes negativ auswirken, da die im Sommerhalbjahr opportunistisch neue Lebensräume besiedelnden Spiessenten eine hohe Standorttreue gegenüber ihren Überwinterungsplätzen aufweisen.
Durch den Menschen werden unter anderem Lebensräume der Spiessente so verändert, dass sie als Brutgebiet nicht mehr in Frage kommen. Bestandsbeeinflussend ist vor allem die Trockenlegung von Sumpf- und Marschland zwecks Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flächen. In vielen Teilen des Verbreitungsgebiets fällt ausserdem die landwirtschaftliche Pflanz- und Saatzeit in den Zeitraum, in dem die Spiessenten bereits ihre Nester angelegt haben. Eine Vielzahl von Gelegen wird deswegen durch landwirtschaftliche Arbeiten zerstört. In einer kanadischen Studie fielen mehr als die Hälfte der beobachteten Nester Pflüg- und Eggarbeiten zum Opfer. Studien in North Dakota bestätigen dieses Ergebnis.
Die Jagd mit Bleischrot sowie das Angeln mit Bleisenkern gilt als der wichtigste Grund für Bleivergiftungen, die bei Gründelenten besonders häufig auftreten. In einer spanischen Studie zählten Spiess- und Tafelenten zu den Arten, die am häufigsten mit der Nahrung Blei zu sich nahmen. In den meisten westeuropäischen Ländern, den USA sowie Kanada ist die Verwendung von bleihaltiger Munition für die Jagd auf Wassergeflügel mittlerweile verboten.
Systematik
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Die Art wurde 1758 durch Carl von Linné in seiner Systema naturae als Anas acuta eingeordnet. Während anas die lateinische Bezeichnung für Ente ist, leitet sich acuta vom lateinischen Verb acuere ab, das für schärfen oder spitzen steht.
Innerhalb der artenreichen Anatinae-Gattung Anas ist die Spiessente am engsten mit der südamerikanischen Spitzschwanzente (Anas georgica) und der Kerguelenente (Anas eatoni) verwandt. Die im südlichen Indischen Ozean als Inselform vorkommende Kerguelenente galt lange als eine Unterart der Spitzschwanzente. Mittlerweile wird ihr ein eigener Artstatus zuerkannt. Bereits 1824 ist von James Francis Stephens vorgeschlagen worden, die Artengruppe der Spitzschwanzenten einer eigenen Gattung mit dem Gattungsnamen Dafila zuzuordnen. Dieser Vorschlag wird durch neue morphologische und molekularbiologische Erkenntnisse bestätigt, hat sich aber bislang nicht allgemein durchgesetzt.
Trotz des grossen Verbreitungsgebietes weist diese Art keine Unterarten auf, sie wird deshalb als eine monotypische Art bezeichnet. Brutpaare bilden sich in den Überwinterungsgebieten, wo Spiessenten aus unterschiedlichen Verbreitungsgebieten aufeinander treffen. Dieses Verhaltensmerkmal sowie die Fähigkeit, neue Brutgebiete opportunistisch zu besiedeln, haben dazu geführt, dass sich bislang keine erkennbaren morphologischen Unterschiede herausgebildet haben.